Erfahrungsbericht Bachelor of Laws

Mit meinem Abitur und nun mittlerweile einem Alter von 36 Jahren gehöre ich zu den älteren Inspektoranwärtern der Landwirtschaftskammer NRW und wohl auch zu den ältesten Studierenden an der Fachhochschule.

Im Rahmen meiner Verpflichtungszeit bei der Bundeswehr war ich oftmals mit Verwaltungsaufgaben betraut. Das Spektrum war hier vielfältig und erstreckte sich über die Personalarbeit bis hin zur Materialbewirtschaftung. Des Weiteren entdeckte ich, dass die Arbeit mit Gesetzen und Verordnungen mir großen Spaß macht. In Kombination mit einem Interesse für die Politik auf Bundes- und Landesebene entschloss ich mich, mein neues Glück in der öffentlichen Verwaltung zu suchen. Von nun an begann ich mit der Informationssuche auf Internetseiten von Kommunen und schaute mich auch auf der Landesebene um. So stieß ich auf die Internetpräsenz der Landwirtschaftskammer NRW und auf das Stellengesuch für Inspektoranwärter im gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst. Der Weg zum Inspektor der Landwirtschaftskammer NRW führt über das duale Studium des „Bachelor of Laws“. Ideal dachte ich, da dieses Studium Theorie und Praxis kombiniert. Das heißt, dass man nicht nur in der Fachhochschule sitzt, sondern der theoretische Part durch Praxisabschnitte unterbrochen wird.

So formulierte ich im Juni meine Bewerbung und schickte sie auf den Weg. In einer bereits kurze Zeit später erhaltenen Eingangsbestätigung informierte man mich darüber, dass man sich zwecks des weiteren Verfahrens in Kürze wieder bei mir melden wird. So kam es auch und ich erhielt eine Einladung zu einem Einstellungstest, der im September stattfand. Groß war die Freude, als ich im Oktober erfuhr, dass die Landwirtschaftskammer NRW nach Erhalt des Testergebnisses weiter an meiner Bewerbung interessiert war und mich nun im Rahmen eines Vorstellungsgespräches, welches Mitte Oktober stattfinden sollte, näher kennenlernen wollte.

Das Vorstellungsgespräch begann mit einer kurzen Vorstellung meiner Person. Anschließend galt es einen Gesetzesauszug zu erläutern und diesen auf kleinere Sachverhalte anzuwenden. Für diese Aufgabe erhielt ich vor dem Gespräch eine Viertelstunde zur Vorbereitung. Nach zwei kleineren zusätzlichen Fragen startete dann die Fragerunde. Im Wesentlichen ging es hier um den Aufbau und um Aufgaben der Landwirtschaftskammer NRW und es wurden mir Fragen zum bisherigen Werdegang gestellt. Nach knapp 20 Minuten war das Gespräch vorbei und man teilte mir mit, dass man sich innerhalb der nächsten Woche entscheiden werde.

Groß war die Freude als man mir dann das Einstellungsangebot unterbreitete. Zwei Tage später erhielt ich bereits die schriftliche Zusage.

Im März fand dann bereits ein erstes Kennenlernen der zukünftigen Inspektoranwärter der Landwirtschaftskammer NRW in der Zentrale statt. Hier hielt die Personalleitung einen wirklichen interessanten Vortrag über die allgemeinen Aufgaben der Landwirtschaftskammer NRW. Des Weiteren konnten alle Fragen an unseren zukünftigen Ausbildungsleiter gestellt werden und ein Anwärter aus einem höheren Einstellungsjahrgang hielt einen Einführungsvortrag zum anstehenden Studium. Auch wurden wir zu einem Treffen der Anwärter im Juli eingeladen.

Die Ausbildung startete dann am 01.09. mit der Einführungswoche. Von Montag bis Donnerstag absolvierten wir ein Programm mit unserem Ausbildungsleiter. Am Freitag stand dann der erste Tag an der FH auf dem Programm. Hier erhielten wir einen kurzen Überblick und es konnten allgemeine Fragen gestellt werden.

Bereits am Montag begann dann das Studium. Nun galt es zwei Semester in Folge (September bis Dezember und Januar bis Mai) zu meistern. Hier erwartete mich ein Mix aus rechtswissenschaftlichen, wirtschaftswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Fächern. Schwerpunkt sind die Rechtswissenschaften. So standen von nun an Fächer wie Zivilrecht, Allgemeines Verwaltungsrecht, öffentliche Betriebswirtschaftslehre, Staatsrecht oder Rechnungswesen auf dem Stundenplan. Insgesamt muss man sagen, dass dieses Studium schon sehr schulisch abläuft, was aber, z. B. aufgrund der Kursgröße, enorme Vorteile mit sich bringt. Bereits nach zwei Wochen merkte man, dass ein recht ordentliches Tempo an den Tag gelegt wird. Durch Mitarbeit im Unterricht und Nacharbeitung zu Hause ist dies aber ohne größere Probleme machbar. Hier merkte man dann schon deutlich, dass es anders zugeht als in der Schule. Im März stand dann noch das Highlight an. Es ging zur Kursfahrt nach Dublin und das auch noch über den St. Patrick’s Day. Anschließend stand dann im April die erste Klausur auf dem Plan und die weiteren folgten dann Ende Mai. Dieses kann man getrost als wirklich stressige Phase bezeichnen.

Am 01.06. war es dann aber endlich soweit und der erste Praxisabschnitt startete. Für mich ging es in den Bereich der Düngeverordnung. Die Aufnahme war wirklich toll und man arbeitete mich super in mein kommendes Tätigkeitsfeld ein. Meine Hauptaufgabe bestand in dem Verfassen von Bußgeldbescheiden, welche Landwirte aufgrund einer Vor-Ort-Kontrolle durch die Prüfer erhalten haben. Wirklich interessant war, dass ich es mit bis dato vollkommen unbekannten Gesetzen und Verordnungen zu tun bekam.

Neben dieser Tätigkeit war ich aber wirklich komplett in das Team integriert. So durfte ich z. B. an sämtlichen Besprechungen teilnehmen und mich auch äußern oder war in die Planungen für ein Softwareprojekt eingebunden. Des Weiteren begleitete ich zweimal unsere Prüfer bei ihrer Arbeit. Den Abschluss bildete dann eine Praxisprüfung. Hier galt es einen Sachverhalt zu bearbeiten und anschließend vorzustellen. Leider vergingen diese drei Monate viel zu schnell und nach dem ersten (wohlverdienten) Urlaub seit Ausbildungsbeginn stand ab September dann wieder die FH auf dem Tagesprogramm. Dieser Abschnitt erstreckte sich bis in den Weihnachtsurlaub und wurde wieder durch Klausuren beendet.

Nach dem Urlaub stand dann bereits die zweite Praxisphase vor der Tür, die mich in den Fachbereich 11 – Personal, Organisation – führte. Hier arbeite ich eng mit meinem Ausbildungsleiter zusammen. Auch hier war die Begrüßung und Einführung in den Aufgabenbereich exzellent. Im Fachbereich 11 bekommt man es mit dem gesamten Portfolio der Personalarbeit zu tun. So galt es allerdings zu Beginn erst einmal, sich zahlreiche Gesetzesgrundlagen zu erarbeiten. Hauptgesetze sind z. B. der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) oder das Landesbeamtengesetz NRW. Hier stehen der Ausbildungsleiter und die weiteren Kollegen aber mit Rat und Tat zur Seite. Anschließend wurde ich in die gesamten Arbeitsbereiche mit eingebunden und hatte die unterschiedlichsten Sachverhalte zu bearbeiten. So galt es z. B. Arbeitsverträge zu bearbeiten, Höhergruppierungen vorzunehmen, Nebentätigkeitsanträge zu prüfen oder sich mit dem Bereich der Elternzeit zu beschäftigen. Leider endet auch dieser Part wieder nach drei Monaten und es steht zum Abschluss wieder ein Aktenvortrag im Rahmen der praktischen Prüfung auf dem Programm.

Für mich geht es nun in die Projektphase. Anschließend stehen noch zwei weitere Praxisabschnitte an, bevor im Januar der letzte Studienabschnitt beginnt.

Ich möchte sagen, dass die Wahl des Arbeitsgebers Landwirtschaftskammer NRW für mich goldrichtig war. Besonders hervorheben kann man hier die Zusammenarbeit mit dem Ausbildungsleiter. Zu jeder Zeit konnten wir ihn mit Fragen aller Art „löchern“ und jederzeit stand er uns mit Hilfe zur Seite. Informationen, wie z. B. wo werden wir als nächstes eingesetzt, erhielten wir mit großem zeitlichen Vorlauf. Von Vorteil ist hier natürlich auch die unmittelbare Nähe der Landwirtschaftskammer NRW zur Fachhochschule. So war es auch während der Studienzeit ohne Probleme möglich, Fragen an den Ausbildungsleiter auch persönlich zu stellen.

Auch war die Aufnahme in den einzelnen Fachbereichen immer herzlich und man wurde nicht wie „der Auszubildende“ behandelt, sondern war Teil des Teams. Des Weiteren ist die bedarfsorientierte Ausbildung für mich ein riesiger Pluspunkt.

Zum Schluss möchte ich jedem die „Sorge“ bzw. „Befürchtung“ nehmen, dass man für die Ausbildung zum gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst bei der Landwirtschaftskammer NRW einen Bezug zur Landwirtschaft braucht – auch ich habe diesen nicht. Die Verwaltungsarbeit ist vom Prinzip die gleiche wie bei anderen Behörden. Und wenn man wirklich mal spezifisches Wissen benötigen sollte, dann gibt es hier die Expertenbereiche, die helfend zur Seite stehen.

Ich habe meine Entscheidung nie bereut und freue mich bereits jetzt auf alle kommenden Herausforderungen.

Tim Nau, Inspektoranwärter