Können bei uns Kiwis angebaut werden?

Ich habe schon zum dritten Mal versucht, Kiwis anzubauen, leider ohne Erfolg. Beim ersten Mal hatte ich eine männliche und eine weibliche Pflanze. Im letzten Jahr bestellte ich die neue Sorte "Bayerische Kiwi", die angeblich Selbstbefruchter ist. Die Pflanzen wachsen sehr schnell, blühen aber nie und setzen somit auch keine Früchte an. Sie stehen an der Südseite und die Blätter sind fast schwarz. Gedüngt wird mit Phosphorkali im Frühjahr. Nach einer Anfrage bei der Versandfirma erhielt ich den Rat, die Wurzeln im Herbst 0,5 m um die Pflanze herum abzustechen. Auch das blieb ohne Erfolg. Mache ich etwas falsch oder ist es überhaupt nicht möglich, hier Kiwis zu erzeugen?"

Antwort:

Die Produktion von Kiwifrüchten in einem Hausgarten des Bergischen Landes ist ein ebenso ehrgeiziges Ziel, wie der erfolgreiche Anbau von Weinreben in dieser Region. Nach ihrer Urheimat wird die Kiwifrucht zwar auch als chinesische Stachelbeere bezeichnet, ihren geläufigen Namen Kiwi hat sie jedoch von einem neuseeländischen Laufvogel. Beheimatet sind Kiwis in China, Australien und Neuseeland. Die reichlich mit Vitamin C ausgestattete Frucht gedeiht in Europa zufriedenstellend nur in den Weinbaugebieten.

Die Schlingpflanze benötigt rund. 30 m² für eine ungehinderte Entwicklung und eignet sich vorzüglich für die Bekleidung von Mauern oder Pergolen. In jedem Fall braucht sie ein Unterstützungsgerüst sowie Licht und Wärme. Hinsichtlich des Standortes ist die Kiwipflanze sehr wählerisch. Geschützte Südost- bis Südwestwände sind Voraussetzung, wobei die Früchte nicht der direkten Sonneneinwirkung ausgesetzt werden dürfen, da dsie ansonsten Sonnenbrand bekommen würden. Der Boden muss tiefgründig, humos, nicht zu kalkreich und gut feucht, allerdings ohne Staunässe sein. In Trockenzeiten sind gelegentlich Wassergaben mit Düngerbeimischungen nötig. Obwohl Kiwis allgemein als frosthart gelten und auch so spät blühen, dass Spätfröste nur selten schädigen können, sollte man ihnen in den ersten beiden Standjahren einen gewissen Winterschutz geben. In rauen Lagen sind Kiwis vor allem durch Frühfröste gefährdet, denn die Pflückreife tritt selbst in Weinbaugebieten erst im Oktober bis November ein.

In den ersten drei bis fünf Jahren müssen sich die Ranken gleichmäßig am Gerüst ausbreiten und verteilen. Auf Bindematerial kann man kaum verzichten. Im Gegensatz zur Weinrebe wird die Kiwipflanze so wenig wie möglich zurückgeschnitten. Erst nach mehreren Jahren, wenn die Fruchtbarkeit nachhaltig eingesetzt hat und die Fruchtgröße abnimmt, werden die Seitentriebe der gerüstbildenden Hauptranken gekürzt.

Die Kiwi ist zweihäusig, so dass man stets pro zehn weibliche Pflanzen mindestens eine männliche benötigt. Beim Kauf von zwei Pflanzen jedoch ist die Gefahr relativ groß, dass Sie nur gleichgeschlechtliche erwerben. Wenn Sie einen geschützten Südlagenstandort mit den genannten Bodenqualitäten in ausreichender Dimension zur Verfügung haben, sollten Sie neben einer männlichen Pflanze mehrere weibliche oder selbstbefruchtende Pflanzen haben. Markenbaumschulen sind Ihnen bei der Sortenwahl für Standorte in diesen Regionen behilflich und haben sie in der Regel vorrätig oder können sie kurzfristig liefern. Da sich Kiwipflanzen zunächst einige Jahre in der Wachstumsphase befinden, wie viele andere Obstarten, müssen Sie die Geduld von drei bis fünf Jahren aufbringen, um ernten zu können.